Logistik: Nachhaltiger Lieferverkehr mit Lastenrädern

Der Online-Handel boomt in Deutschland ungebrochen. So geht der Bundesverband für E-
Commerce und Versandhandel (bevh) zum Beispiel davon aus, dass deutsche Kunden
allein in diesem Jahr insgesamt Ware im Wert von 63,9 Mrd. Euro brutto (inkl. MwSt.) im
Internet bestellen. Das würde erneut ein starkes Wachstum von 9,3 Prozent bedeuten.

Doch der Online-Boom hat auch seine Schattenseiten. So ärgern sich gerade Anwohner in
Innenstädten zunehmend darüber, wenn Paket-Zusteller durch die Fußgängerzonen rollen
oder ihre Zustellfahrzeuge in zweiter Reihe parken. Dass es aber auch ganz anders gehen
kann, zeigt nun stellvertretend ein spannendes Logistik-Projekt in der Landeshauptstadt.

Aufwertung der Schattenseiten

Denn in Berlin gilt seit diesem Monat das Motto “KoMoDo”. Diese Abkürzung steht für die
“kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die Kurier-, Express-, Paket-Branche”. Hier
verbirgt sich ein Logistik-Konzept, das verstopfte Innenstädte vergessen machen könnte.
Konkret nutzen im Projekt “KoMoDo” jetzt fünf Paketdienstleister am Prenzlauer Berg zum
ersten Mal einen innerstädtischen Umschlagplatz gemeinsam. Hier liefern Zusteller ihre
Sendungen an, die dann aus dem gemeinsamen City-Hub an Kunden in der Nähe gehen.

Testlauf: Logistik ohne viel Verkehr

Dabei verwenden die einzelnen Paket-Dienstleister allerdings keinen Lieferwagen mehr,
sondern unternehmenseigene Lastenräder. An dem Modellprojekt beteiligen sich DHL, DPD,
GLS, Hermes und UPS als Projektpartner, die Verbraucher auf der “letzten Meile” im
Pilotprojekt nun sauber, sicher, leise und klimafreundlich mit Paketen versorgen wollen.

Sicher, leise, klimafreundlich

In der einjährigen Projektphase will man nachhaltige Lösungen für den Lieferverkehr in
städtischen Gebieten entwickeln und erproben. Das Projekt soll dadurch Erfahrungswerte für
andere Kommunen liefern, wie Lieferverkehr stadtverträglich gestaltet werden kann.
Gegen verstopfte Innenstädte können aber nicht nur Paket-Zusteller etwas unternehmen.
Auch der stationäre Handel kann gegenüber Verbrauchern mit Nachhaltigkeit punkten –
gerade wenn es um den Einkauf im Internet geht. Denn über das gax-System können
stationäre Einzelhändler online Aufträge annehmen, wenn Kunden im Internet auf der
Website einer Marke wie Picard bestellen oder bei einer Online-Plattform wie Zalando
einkaufen. Wenn nun ein stationärer Händler das gewünschte Produkt in seinem Laden
vorrätig hat, kann er den Auftrag annehmen und die Ware an den Kunden versenden.
Im Idealfall beliefern Einzelhändler über das gax-System dadurch Kunden in ihrer Nähe, so
dass die Ware ohne lange Wege zu den Kunden kommt. Verbraucher können damit
Bestellungen schneller erhalten und zudem die Umwelt schonen, wenn Ware nicht erst aus
einem weit entfernten Zentrallager zu ihnen transportiert werden muss. So kann die Händler-
Integration über das gax-System auch zu einem nachhaltigen Handel beitragen.
Stephan Randler  
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neuhandeln.de